Sommer 23 - polnische Ostseeküste

Unsere Tour ist auch fast wie im vorigen Artikel angegeben verlaufen.

Von Olsztyn/Allenstein aus sind wir zum größten Masurensee ins Fischerdörfchen Mikołajki gefahren.

Da das Dörfchen sich als großer Touristenmagnet herausstellte und wir keinen rechten Standplatz nach unserem Geschmack fanden, fuhren wir zum See Tałty in der Nähe und verbrachten eine Nacht auf einem schön angelegten Zeltplatz.

Jezero Tałty

Am nächsten Morgen entschieden wir uns nun doch, einen Arzt aufzusuchen, da Falkos linker Fuß seit dem abendlichen Fußmarsch durch Toruń Probleme und Schmerzen bereitete und sich nach nunmehr 3 Tagen nichts gebessert hatte.

So fuhren wir nach Ryn, wo Falko auch recht schnell „verarztet“ wurde, mit normaler Krankenkassenkarte, die auch europaweit gilt. Resultat: Schmerztabletten / Entzündungshemmer einwerfen….und weiter schonen.

So beschlossen wir, Lötzen auszulassen und nach Pilec an den See Dejnowo zu fahren. Auf Empfehlung meiner Freundin Bea, die schon dort war, konnten wir bei Familie K. - im herrlich großen Gartengrundstück direkt am See - unseren Camper zwischen zwei große Weidenbäume stellen. Falko baute auch das Vordach auf.

In dieser Idylle verweilten wir 3 Nächte, fuhren Kanu auf dem See, genossen die Ruhe und den herrlichen Himmel.

Eine besondere Überraschung hatte ich am Freitagabend, als mich Frau K. mit nach Święta Lipka nahm, einen Wallfahrtsort mit berühmter Kirche nur 4 km nördlich von Pilec, wo wir einem herrlichen Alte-Musik-Konzert lauschten. Bei welchem im zweiten Teil des Programmes auch die berühmte Mosengel-Orgel erklang und alle beweglichen Englein, Zimbelsterne und Glöckchen in Gang gesetzt und aufs Feinste zum Klingen gebracht wurden. Das habe ich kurz mitgefilmt. So beim Abspielen groß gezoomt werden kann, dann genau hinschauen, was sich alles bewegt 😃

Beeindruckt war ich vom außerordentlich ansehnlichen und intonatorischen Zustand der Orgel und natürlich auch vom höchst virtuosen Spiel der Organistin.

Über Święta Lipka/Heiligelinde und den kleinen Ort Reszel, der auch mit einer mittelalterlichen Burg aufwarten kann, ging es nun weiter nach Frombork/Frauenburg, ziemlich weit nördlich und am Frischen Haff.

Unser Stellplatz ziemlich nahe am Haff und zu Füßen der großen Kathedralenanlage war traumhaft.

Hier genossen wir am Abend lecker Ostseefisch im Hafenrestaurant und spazierten an der malerischen Mole, wissend dass Kaliningrad/Königsberg quasi nebenan liegt…

Weil die polnisch-russische Grenze direkt durch das Haff geht, gab es hier auch null Schiffsverkehr. Falko ging sogar im Haff baden.

Am Montagmorgen besichtigten wir die herrliche Kathedrale und durften auch einem halbstündigen Orgelkonzert lauschen. Diese Orgel war ähnlich ausgestattet und hatte zudem noch mit Vogelgezwitscher und Big-Ben-Geläut aufzuwarten 😃

Beeindruckt waren wir auch vom Foucaultschen Pendel, das in einem der Türme auf dem Gelände aufgehängt war und vom Kopernikusmuseum, wo wir gelernt haben, dass Kopernikus auch Mediziner und Rechtsgelehrter war, nicht nur Astronom.

Von Frombork ging es noch am Nachmittag nach Elblag/Elbing weiter, wo wir direkt am Oberen Kanal einen Stellplatz auf einem sehr angenehmen kleinen Campingplatz fanden.

Diese Stadt wurde von den polnischen Architekten als „El Dorado“ für ihre Baukunst genutzt und die vielen im 2. Weltkrieg zerstörten Häuser durch moderne ersetzt, die sich aber dem alten Stil durchaus anlehnen bzw. sich ins Giebelbild der erhalten gebliebenen Gebäude einfügen.

Hier gefiel uns ein Restaurant sehr gut, dessen Innenausstattung und Mobiliar sich an die 30-50iger Jahre anlehnte… Auch der Kaffee war natürlich lecker nebst Süßspeisen :-)

Am Dienstag ging es nach Malbork/Marienburg. Der Deutsche Orden hatte hier im Mittelalter seinen Hauptsitz. Diese Burg ist von den Restauratoren des 19. Jahrhunderts liebevoll wieder instand gesetzt worden und seitdem ein Besuchermagnet, wie auch wir leidvoll feststellen mussten.

Nach ewigem Anstehen ergatterten wir zwei Eintrittskarten für 14 Uhr - um dann nach einem guten Mittagessen nebenan nochmal an der gleich langen Audioguide-Schlange zu warten...

Die Zeit von 14-16:30 Uhr verging wie im Fluge und wir wurden in erlesenstem Deutsch durch alle interessanten Ecken der Burg geführt.

Abends fuhren wir noch weiter an die Danziger Bucht bis zum gediegenen Badeort Zoppot/Sopot.

Da dort die Campingplätze laut unserer App ziemlich mies bewertet wurden, hatte Falko die Idee, bei Booking nachzuschauen und meinte, eine gute Unterkunft für 3 Nächte gefunden zu haben... Was sich uns bot war ein kleiner Albtraum...aber das lag wohl auch daran, dass wir vom Tag zu KO waren um die Sache entspannt zu sehen.

Unser Gastgeber ließ uns kaum zu Wort kommen und zeigte uns für einiges an Geld ein abgeranztes Minizimmer….mit dahinterliegendem Duschbad, dem eine Renovierung ebenso gut getan hätte.

Problematisch war auch, dass es keinen kostenlosen Parkplatz dazu gab, wir aber unser Auto auch nicht sonstwo lassen wollten, hatten wir doch alles Nötige darin…

Über mehrere Telefonate mit Booking und Gespräche mit dem Gastgeber upgradeten wir in die nächsthöhere Etage, das Zimmer hatte 2qm mehr und wirkte nicht ganz so verwahrlost, es gab einen Balkon und die Gemeinschaftsküche hatte ein Kühlschrankfach für uns und wurde vom Gastgeber so gut es ihm möglich war, im reinlichen Zustand gebracht/gehalten...

Unser Parkproblem lösten wir mit Bezahlen an der hochmodernen Parkuhr...dafür stand unser Camper die ganze Zeit vor dem Haus.

Falkos Fuß ließ ihn Bettruhe halten, ich durchstromerte das schöne, von Bauten um 1900 geprägte Sopot. Auch gab es Badewetter, so lag ich wirklich am recht schönen Strand inmitten anderer Urlauber und ging bei gefühlt 17 Grad Ostseetemperatur auch mal kurz ins Wasser….

Ein Strandspaziergang fast bis zum Orlowsky-Kliff und wieder zurück rundete den Tag ab.

Sopot

Am nächsten Tag erkundete ich Danzig per S-Bahn von Sopot aus.

Ich wurde reich belohnt: wunderschöne Häuser aus der Zeit der Renaissance, teilweise noch Mittelalter, liebevoll sanierte Wohnhäuser und Paläste, zwei Flüsse, hafenähnliches Feeling, unzählige Bernsteinschmuckläden, die Frauengasse mit den meisten erhaltenen „Beischlägen“ (Treppen, die in die 1. Etage des Wohnhauses führen und die Wohnungen vor Hochwasser schützen sollten), ...

... die wunderschöne gotische Kathedrale mit einer herrlichen Weltzeituhr und kostbar renovierten Orgel und einer Aussichtsplattform auf dem Turm (ca.400 Stufen), eine Markthalle... Ich war glatte 6 Stunden unterwegs, zwei kurze Regengüsse gingen nieder; die verbrachte ich gerade in gastronomischen Einrichtungen 😃

Nun hatten wir die Wanderdünen von Łeba noch auf dem Plan und lenkten unseren Camper nach ausführlicher Besichtigung der Orlowsky-Mole zwischen Sopot und Gdynia und des Orlowsky-Kliffs gen Nordwest... Ein Stau ließ uns Umwege suchen, was wir keinem weiter empfehlen würden. Google schickte uns kilometerweite Feldwege und unbefestigte Straßen... Das war echt hart, aber „Crafti“ hat tapfer durchgehalten und das touristisch erschlossene Örtchen denn auch endlich gefunden.

Hier wohnten wir auf einem superschönen, ganz modernen Zeltplatz mitten im Kiefernwald, 200m vom Strand entfernt. Und der ist auf jeden Fall eine Empfehlung wert: ganz heller feinster Sand, und eine angewärmte Ostsee… herrlich zum Baden!!! Jedenfalls war am nächsten Morgen der Wind weg und die Sonne da, die Urlauber noch in den Zelten… da hab ich die Ostsee der Dusche vorgezogen 😃

Sonnenuntergang in Łeba

Dann machten wir uns auf den Weg zu den Wanderdünen, nutzen dabei die e-Mobile, die Touris aufsammeln und dorthin kutschieren, bis es nur noch 2km Fußmarsch sind.

Die hat Falko auch auf sich genommen und somit hatten wir das Erlebnis, die Riesendüne zu bewundern, die sich jährlich 12m weiter nach Osten bewegt, gemeinsam.

Da sich Regen noch für den Nachmittag angekündigt hatte, zogen wir weiter westwärts und landeten in Kolberg.

Und nicht nur etwas Regen, nein, die Cell Broadcast Message warnte sogar vor dauerhaftem Starkregen über 2 Tage (50-100 Liter pro Stunde) und davor, dass damit zu rechnen sei, dass Flüsse über die Ufer treten. Was uns auf die Idee brachte, ein Hotel für diese Zeit zu nehmen mit Indoorpool und Parkplatz….doch war letzteres wieder das Problem mit dem langen Camper.

Ob der Parkplatz direkt an der Brücke nicht über die zwei Tage „absaufen“ würde… ganz sicher waren wir uns nicht. Als am nächsten Tag auch noch Sturm angekündigt wurde, machten wir uns lieber auf den Heimweg, was auf jeden Fall die richtige Entscheidung war. Oranienburg lag in Reichweite und sollte wettertechnisch halbwegs hinter der Regenfront liegen.

Es goss die ganzen 6 Stunden Fahrt, aber zum Glück nicht aus Kannen, und wir hatten jede Menge Stau. Der Wind hielt sich in Grenzen.

So müssen Kolberg und Stettin noch auf eine Besichtigung unsererseits warten.

Oranienburg war noch Zwischenstation, wo wir fürstlich gespeist und uns den gut gepflegten Schlossgarten angeschaut haben. Der Camperparkplatz direkt am Schlosshafen war eine Wucht.

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